François Mitterrand (1916 - 1996)

Photo 1 : François Mitterrand (1916 - 1996)

François Mitterrand wurde am 26. Oktober 1916 im südwestfranzösischen Jarnac geboren.

Er schloß gerade sein Studium in Paris ab, als er im September 1939 mobilisiert wurde. Dreimal ehrenvoll erwähnt, verletzt und gefangengenommen, gelang ihm im Dezember 1941 die Flucht, als er in ein Straflager gebracht werden sollte. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich schloß er sich umgehend der Widerstandsbewegung an und ging 1943 in den Untergrund: dieses Engagement prägte nachhaltig seine politische Laufbahn.

Nachdem er sämtliche Widerstandsbewegungen der Kriegsgefangenen um sich gruppiert hatte, wurde er als deren Chef im August 1944 aufgefordert, sich an der kurzlebigen "Regierung der Generalsekretäre" zu beteiligen, der General de Gaulle die Verantwortung für das Staatsgebiet bis zur Bildung der provisorischen Regierung in Paris übertragen hatte.

Nach seiner Wahl zum Abgeordneten des mittelfranzösischen Departements Nièvre im November 1946 bekleidete er in den ersten zehn Jahren der IV. Republik ohne Unterbrechung ein Ministeramt. Als Minister für Überseegebiete und entschlossener Verfechter der Entkolonialisierung beendete er die Spannungen, die den Zusammenhalt mehrerer Gebiete bedrohten, und knüpfte mit den afrikanischen Führern persönliche und dauerhafte Beziehungen. 1953 erklärte er infolge der Absetzung des Sultans von Marokko seinen Rücktritt, trat aber im darauffolgenden Jahr erneut in die Regierung ein und wurde zunächst Innenminister im Kabinett Mendès-France (1954-1955) und danach Justizminister im Kabinett Guy Mollet (1956). Dies waren seine letzten Ministerämter. Da er die Algerienpolitik mißbilligte, weigerte er sich, die Ressorts zu übernehmen, die man ihm in den letzten Regierungen der IV. Republik angeboten hatte.

1958 verurteilte François Mitterrand den "Staatsstreich", mit dem General de Gaulle an die Macht gelangt war und bezog Stellung gegen die Institutionen der V. Republik. Er verlor sein Abgeordnetenmandat in der Nationalversammlung, das er bereits 1962 wiedererlangte, nachdem er für kurze Zeit Mitglied des Senats gewesen war. 1959 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Château-Chinon im Departement Nièvre und 1964 zum Präsidenten des Generalrates dieses Departements gewählt. Er lebte zurückgezogen im Morvan, einem Ausläufer des Zentralmassivs, und wartete auf die Gelegenheit für eine Rückkehr auf die nationale politische Bühne. Als 1962 im Zuge einer Verfassungsänderung die Direktwahl des Präsidenten der Republik eingeführt wurde, war er bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen. Als gemeinsamer Kandidat der Linken bei der Präsidentschaftswahl im Jahre 1965 gelang es ihm, General de Gaulle in die Stichwahl zu zwingen, und konnte im zweiten Wahlgang nahezu 45% der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen.

Photo 2 :François Mitterrand gibt im Rathaus von Nevers am 28. April 1981 um 14 Uhr seine erste öffentliche Erklärung nach dem ersten Wa ...Nach der verheerenden Niederlage der Linksparteien bei der Präsidentschaftswahl im Jahre 1969, bei der sie meinten, ungeeint antreten zu können, und nach der Erneuerung der Sozialistischen Partei auf dem Kongreß von Epinay (1971) setzte sich François Mitterrand endgültig als Kandidat der geeinten Linken durch. Nachdem er bei der Wahl von 1974 nur knapp unterlegen war, wurde er 1981 zum Präsidenten gewählt und 1988 ohne Mühe in seinem Amte bestätigt.

Photo 3 : 7. Februar 1986 - François Mitterrand bei einer Veranstaltung in Lille. Seine beiden siebenjährigen Amtszeiten waren durch eine Reihe sozialer Maßnahmen, die die Arbeitnehmer erwarteten und die François Mitterrand während der beiden Kohabitationen (1986-1988 und 1993-1995) hartnäckig verteidigte, durch die Dezentralisierung sowie die Erweiterung und Stärkung der freien Meinungsäußerung, durch die Modernisierung des Strafrechtes, die Abschaffung der Todesstrafe usw. geprägt. Durch eine genaue Respektierung der Gewaltenteilung und ein beispielhaftes Verhalten beim Wechsel der Regierungsmehrheit und in der Kohabitation stellte er das reibungslose Funktionieren der Institutionen sicher.

Photo 4 : 1973 - Zusammenkunft zwischen dem deutschen Bundeskanzler Willy Brandt und dem französischen Oppositionsführer François Mitterrand Er achtete darauf, daß Frankreich bei der Lösung großer internationaler Probleme nicht abseits stand. Ohne jemals hinsichtlich des Selbstbestimmungsrechtes der Völker Konzessionen zu machen, scheute er keine Mühe, den Frieden in Europa und in der Welt zu sichern. Er leistete seinen Beitrag, um bei Konflikten eine Lösung auf dem Verhandlungswege herbeizuführen. Als entschlossener Verfechter des europäischen Einigungsprozesses setzte er sich unermüdlich für dieses Vorhaben ein und verfolgte es konsequent (Verfassungsgesetz vom 25. Juni 1992).

Photo 5 : 9. Juni 1989 - François Mitterrand bei einer Veranstaltung in Lille.François Mitterrand war auch einer der besten politischen Schriftsteller seiner Zeit. Durch die "großen Bauvorhaben", deren Initiator er war und die er auch vollendete, hinterließ er Frankreich Monumente, die heute keiner mehr in Frage stellt: die Arche de la Défense, der Grand Louvre, die Bibliothèque nationale, die auch seinen Namen trägt, und noch viele andere.

François Mitterrand starb in Paris am 8. Januar 1996.

Quelle: Institut François Mitterrand





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