Rede von der Staatspraesident beim forum "Afrika Zukunft"

Rede von Staatspraesident Jacques CHIRAC beim forum "Afrika Zukunft"

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Paris, 12. Februar 2007


Die Welt braucht Afrika, wie auch Afrika die Welt braucht: Und auf dem afrikanischen Kontinent, der, wie wir nie vergessen dürfen, die Wiege der Menschheit ist, spielt sich auch das gemeinsame Schicksal der Menschheit ab.

Aufgrund dieser Überzeugung war mir daran gelegen, dass im Vorfeld des Gipfeltreffens in Cannes diese „Begegnung der afrikanischen Erfolge" stattfindet, und ich danke jeder und jedem von Ihnen ganz herzlich, dass Sie daran teilnehmen.

Um vom Afrika der Zukunft Kenntnis zu geben. Einem Afrika, das sich entwickelt ohne sich zu verleugnen; einem Afrika in Bewegung; einem Afrika, das sich verändert, das sich anstrengt, das gewinnt. Sie sind ein Beispiel dafür.

Ich freue mich ganz besonders, dass Sie heute hier sind, liebe afrikanische Freunde, dass Sie von überall auf dem Kontinent hergekommen sind, und Sie alle, die Sie hier sind, um zuzuhören, sich zu begegnen, miteinander zu reden. Die Vorstellung Ihrer Gespräche von vorhin zeigen, wie vielfältig Ihre Debatten sind. Ihnen allen möchte ich ein ganz großes, ja ein respektvolles Dankeschön sagen.

Mit fast einer Milliarde Einwohnern, von denen fast zwei Drittel jünger als 20 Jahre sind, steht Afrika im Zentrum der großen Herausforderungen unserer Zeit. Die Welt muss die Herausforderungen des Friedens und der menschlichen Entwicklung annehmen. Sie muss den Kräften der afrikanischen Erneuerung ihre ganze Unterstützung zukommen lassen. Deshalb verwende ich mich seit so vielen Jahren in der G8, in den Europäischen Räten, in der UNO für einen neuen Dialog zwischen Afrika und der Völkergemeinschaft.

Sie verkörpern dieses neue Afrika. Mit Blick auf die Globalisierung zeigen Ihre erfolgreichen Erfahrungen, dass das größte Hindernis, das auf Afrika lastet, in Wirklichkeit die Vorurteile und Vorbehalte sind.

Mit einem Wachstum von durchschnittlich 5 % nimmt Afrika wieder am Spiel der Welt teil. Man kann dort Unternehmen entstehen sehen, die investieren, sich entwickeln, volkswirtschaftliches Vermögen und Arbeitsplätze schaffen. Einige Länder haben den Weg des Wohlstands eingeschlagen. Große Veränderungen stehen an. Neue öffentliche oder private Mitwirkende tauchen auf. Neue Generationen bevölkern die Macht- und Entscheidungszentren. Trotz aller Hindernisse bewegt sich in Afrika heute ganz schön viel.

Ob Unternehmertum, Kultur, Medien, Soziales, politisches Leben oder Forschung – jeder von Ihnen ist ein Beispiel dafür, dass die Afrikaner sich heute weltweit in allen Bereichen zeigen. Jeder von Ihnen hat auf seine Weise die Initiative gegen die Mutlosigkeit ergriffen, jeder von Ihnen setzt auf Bewegung gegen die Untätigkeit.

Ihre Werdegänge sind beispielhaft, denn sie zeigen, dass Afrika nicht schicksalsgegeben scheitern muss; sie beweisen, dass in Afrika wie anderswo individueller Erfolg, und damit kollektiver Erfolg, möglich ist.

Liebe Freunde, so wie Sie liebe auch ich Afrika in seiner ganzen Vielfalt und in allen seinen Erscheinungsformen. Ich glaube an seine Zukunft. Ich bin überzeugt, dass es keine gelungene Globalisierung geben kann, wenn Afrika am Wegesrand zurückbleibt. Deshalb unterstütze ich nachdrücklich den Aufruf der Afrikaner nach einer neuen Pratnerschaft zwischen Afrika und der Völkergemeinschaft im Sinne der Solidarität und der geteilten Verantwortung.

Frankreich bringt sich ein, mit Blick auf die Unternehmer, auf die Jugend, auf alle, die Schaffenskraft entfalten. Neue Initiativen entstehen. Ich hatte beim Gipfeltreffen in Bamako angekündigt, was mittlerweile umgesetzt wurde: die Agentur campus france, die in allen unseren Botschaften präsent sein wird, und die Aufnahmecharta, die den Studierenden in allen französischen Universitäten und Hochschulen Verwaltungsschritte erleichtern sollen; die neuen Bestimmungen des Einwanderungsgesetzes, nach denen Studierende, die nach dem Studium einen Arbeitsplatz gefunden haben, eine zweijährige Arbeitserlaubnis für Frankreich erhalten können; das Programm „Unternehmensgründung in Afrika" der 65 Ingenieurschulen, die Mitglied von Edufrance sind, das zum nächsten Studienjahr umgesetzt wird und das, in Partnerschaft mit den französischen Ingenieursschulen, die Gründung und Entwicklung von Unternehmen durch Ingenieursschüler oder junge afrikanische Ingenieure in Afrika fördern soll.

Im Übrigen baut die französische Entwicklungsagentur ein Hilfssystem zur Finanzierung kleiner und mittlerer Betriebe auf. Ziel ist es, in einer ersten Phase mehr als 100 Millionen Euro Investitionen zu erreichen, indem den afrikanischen KMU, die gegründet werden sollen, das zur Verfügung gestellt wird, was ihnen am häufigsten fehlt, nämlich Kapital. Mit der Zeit dürfte dieses System zur Schaffung von mindestens 10.000 Arbeitsplätzen führen.

Als Reaktion auf den Appell der Jugendvertreter in Bamako führt Frankreich das Projekt ADEN durch, ein Projekt zur Förderung der Informationstechnik im ländlichen Raum, damit durch die Förderung lokaler Initiativen in diesem für die Zukunft lebenswichtigen Sektor die afrikanischen Fähigkeiten genutzt werden.

Meine lieben Freunde, in der Einzigartigkeit ihrer Werdegänge haben Sie uns viel beizubringen, auch den Staats- und Regierungschefs, die sich hier versammeln werden. Ich danke Ihnen, dass Sie nach Paris gekommen sind, um an diesem Austausch teilzunehmen. Das Forum möchte den Anfang eines neuen Bewusstseins, eines anderen Blicks auf Afrika markieren. Ihre Kritik, Ihre Empfehlungen und Ratschläge sind unendlich wertvoll für uns. Die Staatschefs, die sich in Cannes treffen werden, hören Ihren Empfehlungen aufmerksam zu. Manch einer fragt mich schon heute nach dem, was wir hier besprechen. Ich für mein Teil werde Ihnen größte Aufmerksamkeit entgegenbringen.

Über Sie wendet sich das vorwärts strebende Afrika heute an Frankreich und an die Welt. Möge die Stimme Afrikas ebenso laut und deutlich zu vernehmen sein wie die Stimmen von Youssouf N'Dour und Rokia Traoré, die uns mit ihrer Anwesenheit Freundschaft bezeugen und deren Initiative ich an dieser Stelle ganz besonders begrüßen möchte, diese so sinnvolle Initiative, die sie uns hier vorgestellt haben und die einer afrikanischen und zugleich globalen künstlerischen Notwendigkeit entspricht. Ich möchte diese Initiative begrüßen und sie weiter dazu ermutigen, und ich möchte ihnen für das, was sie tun, danken, nicht nur für die afrikanische Kultur, sondern ganz allgemein für die Kultur der Welt. Ich wünsche ihren Projekten viel Erfolg.

Ich danke Ihnen./.





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