Viertes weltwasserforum abschlusskundgebung von Staatspraesident Jacques CHIRAC

Viertes weltwasserforum abschlusskundgebung von Staatspraesident Jacques CHIRAC

Mexico-Stadt, 22. März 2006

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Ich möchte diesen Tag zum Anlass nehmen, Ihnen allen, die Sie hier in Mexiko-Stadt versammelt sind, zu sagen, dass Frankreich Ihr Gefühl der Dringlichkeit, Ihr Engagement und Ihre Überzeugung teilt, dass es Lösungen für eine der entscheidendsten Fragen unserer Zeit gibt: Die Frage des Zugangs zu Trinkwasser und Abwasserentsorgung.

Wir stellen Jahr für Jahr fest, das die Wasserknappheit zunimmt. Für über eine Milliarde Menschen ist der Zugang zu Trinkwasser nach wie vor ein täglicher Kampf. Verschmutztes Trinkwasser bleibt in den armen Ländern die Haupttodesursache und kostet jedes Jahr Millionen von Menschen das Leben. Die Klimaveränderung, die Verschmutzung von Flüssen und Süßwasserreserven, der demographische Druck, der Bevölkerungszuwachs in den Städten verschlimmern diese Situation noch. Dies ist eine Gesundheitskrise, aber auch eine politische Krise, und das in vielen Regionen der Welt, wo die Zugangsschwierigkeiten zu Trinkwasser Unzufriedenheit schüren und wo die Spannungen über die Verteilung des Wassers in Konflikte auszuarten drohen.

Die Völkergemeinschaft reagiert bereits seit langem auf diesen Zustand. Mit den Millenniumszielen stehen der Zugang zu Wasser und Abwasserentsorgung an erster Stelle der Prioritäten für die Entwicklung und sind oft eine Bedingung für die Entwicklung der armen Länder.

Frankreich setzt sich in diesem Bereich voll ein. Es wirkt an allen Arbeiten der Vereinten Nationen mit. Es unterstützt die Partnerschaft für das Nigerbecken. Es verdoppelt die Entwicklungshilfebeträge für Wasser in Afrika. Es trägt 215 Millionen Euro zur Initiative der Afrikanischen Bank für den Zugang zu Wasser und Abwasserentsorgung in ländlichen Gebieten bei. Es unterstützt die Europäische Wasserinitiative.
Die Herausforderung ist zunächst finanzieller Art. Angesichts des großen Finanzbedarfs, der auf einige Milliarden Dollar jährlich bis 2015 geschätzt wird, rufe ich jeden Einzelnen von Ihnen dazu auf, kreative Lösungen vorzuschlagen und das Potential neuer Finanzierungsinstrumente zu ermessen. Mit der internationalen Solidaritätsabgabe auf Flugtickets machen wir erste Erfahrungen in diesem Bereich. Dies ist lebenswichtig für die Entwicklung, für ein ökologisches Gleichgewicht weltweit und für den Frieden.
Der Zugang zu Trinkwasser und Abwasserentsorgung ist auch eine Herausforderung in Sachen guter Regierungsführung und lokaler Demokratie.

Die französischen Gebietskörperschaften haben in diesem Bereich ein beachtliches Know-How erlangt: Das Management je nach Wassereinzugsbereich durch Privatunternehmen, die öffentliche Dienstleistungen übernehmen, die Befragung der Nutzer, die Einrichtung von Solidaritätsmechanismen gegenüber den Ärmsten – das alles sind Erfahrungen, welche die französischen Gebietskörperschaften mit ihren Kollegen weltweit teilen wollen.

Die Menschheit wird den Kampf für das Wasser dank eines gemeinsamen und nachhaltigen Einsatzes gewinnen. Unser Erfolg wird sich nicht in Milliarden Euro messen sondern in Millionen geretteter oder vor Krankheiten bewahrter Leben, in Hunderten von Millionen Menschen, für die der Zugang zu Wasser und Abwasserentsorgung kein täglicher Kampf mehr sein wird.
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